Rainer Arnulf

Biografie

Arnulf Rainer besuchte zwischen 1940 und 1944 die Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA) in Traiskirchen und von 1947 bis 1949 die Staatsgewerbeschule in Villach. Diese schloss er mit Matura ab. Anschließend inskribierte er an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, die er jedoch sofort wieder verließ. Auch der Akademie der bildenden Künste kehrte Arnulf Rainer nach wenigen Tagen den Rücken und bildete sich als Autodidakt weiter.

In seinen ersten Schaffensjahren stand Arnulf Rainer in enger Verbindung mit den Malern der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. 1950 bildete er zusammen mit Ernst FuchsAnton LehmdenArik BrauerWolfgang Hollegha und Josef Mikl die „Hundsgruppe“. Nach der ersten und einzigen Ausstellung der Gruppe reiste er 1951 mit Maria Lassnig nach Paris und lernte dort den surrealistischen Schriftsteller André Breton kennen. Von der Begegnung enttäuscht, wandte er sich noch im selben Jahr vom „phantastisch-realistischen“ Stil ab und beschäftigte sich in der Folge mit „Mikrostrukturen“ und „Formzerstörungen“. Zudem experimentierte er mit Formen der gestischen Malerei und schuf „Blindmalereien“ und „automatische Malereien“.

1953 machte er die Bekanntschaft des Leiters der Galerie nächst St. Stephan, Monsignore Otto Mauer, und führte ab 1954 seine unter dem Sammelbegriff „Übermalungen“ bekannt gewordenen Experimente aus. In der Folge unternahm Arnulf Rainer in den Jahren 1964/1965 Versuche mit halluzinogenen Drogen und zeichnete unter ihrer Einwirkung, beschäftigte sich mit der Körpersprache, machte Grimassenfotos und übermalte Fotos, so etwa zwischen 1977 und 1980 in intensiver Beschäftigung mit dem Thema „Tod“ jene von Totenmasken, Leichengesichtern und Mumien. 1998 illustrierte er für die von den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart ausgestattete Bibelserie des deutschen Pattloch-Verlags eine Ausgabe der Bibel.

1981 erhielt Arnulf Rainer eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien und wurde Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 1994 wurde auf 36 seiner Bilder in seinem Atelier in der Akademie der bildenden Künste ein Attentat verübt, worauf Rainer 1995 seine Professur an der Akademie zurücklegte beziehungsweise auf eigenen Wunsch emeritierte.

Arnulf Rainers Werke waren in zahlreichen Galerien und Ausstellungshäusern in Österreich und international zu sehen, in Wien vor allem in der Galerie nächst St. Stephan und in der Galerie Ulysses.

Für sein künstlerisches Schaffen erhielt Arnulf Rainer mehrere Auszeichnungen. Der ihm am 30. April 1974 zuerkannte Preis der Stadt Wien für Malerei wurde ihm allerdings wieder aberkannt, da Rainer die Teilnahme an der Übergabe-Zeremonie verweigerte. Sein späterer Versuch, die Auszeichnung auf gerichtlichem Weg doch noch zu erlangen, bliebt erfolglos. 1973 bekam Arnulf Rainer den Kulturpreis des Landes Niederösterreich für bildende Kunst, am 27. November 1978 den Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst. Am 12. Juni 1981 wurde ihm der „Max Beckmann Preis“ der Stadt Frankfurt überreicht und im gleichen Jahr der große Preis der Europäischen Graphik-Biennale. 1989 zeichnete man ihn mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold aus, 2014 erhielt er das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich und 2015 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

Im September 2009 wurde das Arnulf Rainer Museum im Frauenbad in Baden bei Wien mit der Ausstellung „Aller Anfang ist schwer. Frühe Arbeiten 1949−1961“ eröffnet. 2014 war Rainers Arbeit „Schleier der Agnes“ am Wiener Ringturm zu sehen.